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Reisebericht

Istrien im Oktober 2010

Noch beeindruckt von den Erlebnissen im Sommer 2010 hat es uns im Herbst nochmals nach Kroatien verschlagen. Ziel ist die kleine Ortschaft Nacinovici in der Gemarkung Labin an der Ostküste der Halbinsel Istrien. Nacinovici liegt östlich von Plomin, ca. 10 km südlich von Brestova, dem Fährort zur Insel Cres, an der Südspitze des Ucka-Gebirges.

Die Fotos können nach Anklicken mit der Lupe (+) vergrößert werden. Mit F11 erfolgt die Anzeige im Bildschirmmodus.


 
 

1. Tag (Sa., 16.10.2010)

Nach unserer gestrigen Abfahrt um 23 Uhr erreichen wir gegen 10 Uhr über Österreich und Slowenien über den Grenzübergang Buzet unser Ziel an der Ostküste Istriens. Ein sonniger Tag erwartet uns. Kleinere Wolken sind nur vereinzelt am Himmel. Das Außenthermometer zeigt gegen Mittag 16 Grad an.
In Plomin treffen wir uns mit dem Vermieter unserer Ferienwohnung, der uns über eine schmale, teils geschotterte Straße zu derselben mitten im Grünen führt. Der Balkon bietet einen Blick auf die gegenüberliegende Insel Cres und Rijeka im Norden.
Unser erster Ausflug führt uns nach Brestova, der Fähranlegestelle zur Insel Cres. Das Landschaftsbild ist von steil abfallenden Küsten geprägt. Ein kurzer Wassertest ergibt, dass das Meer durchaus noch beschwimmbar sein könnte.
In der näheren Umgebung, etwas nördlicher an der Küstenstraße, befindet sich das kleine Örtchen Brsec, welches wir anschließend aufgesucht haben. An jedem zweiten Haus steht “Sobe“ oder „Rooms“ und eine Konoba gibt es hier auch.


 



 

2. Tag (So, 17.10.2010)

Es ist kalt. Der angekündigte Nordostwind, eine Tramontana ähnlich einer Bura, ist über Nacht eingetroffen und hat jede Menge Wolken und Regen mitgebracht. Zum Glück befindet sich in unserer Wohnung ein kleine, elektrische Klimaanlage und ein kleiner Mitbewohner sorgt für etwas Abwechslung.
Dem Wetter trotzend zieht es Annette durch den Wald ans Meer. Mit Winterklamotten bewaffnet entstehen so die ersten Fotos von der felsigen Küste, die sich unterhalb unserer Ferienwohnung befindet.
Gegen Nachmittag stemmt sich von Süden kommend eine Schönwetterfront gegen die Tramontana. Zunächst bildet sich ein Regenbogen und binnen weniger Minuten klart es auf. Bei Sonnenschein fahren wir nach Plomin Luka. Hier befindet sich ein Steinkohlekraftwerk mit dem höchsten Bauwerk Kroatiens. Der Schornstein ist 340 Meter hoch. Der Ort ist geprägt von einer Arbeitersiedlung und einer Vielzahl gestrandeter wie auch intakter Schiffe, die sich in der langgezogenen, geschützten Bucht tummeln. Viele verfallene Häuser und verlassene Ortschaften zeugen vom Wandel der Zeit in dieser Region.
Das Thermometer zeigte heute maximal 11 Grad; ob des Windes kaum zu spüren. Die Sonne verabschiedet sich um 18 Uhr. Dann ist es sehr schnell dunkel.


 



 

3. Tag (Mo, 18.10.2010)

Um 6:00 Uhr wird es langsam hell und um 7:30 Uhr erscheint die Sonne über Cres. Nur wenige Wolken sind am Himmel und es weht ein kalter Wind aus nordöstlicher Richtung.
Unser Weg führt uns heute nach Pazin, dem Mittelpunkt und Verwaltungszentrum Istriens. Einen ersten Halt machen wir in Krsan, um das dortige Kastell aus dem Jahr 1274 aufzusuchen. Laut Literatur ist dieses verlassen. Dennoch scheinen einige Häuser bewohnt und Renovierungsarbeiten sind im Gange. Hier begegnen wir unserer ersten Gottesanbeterin.
Die Weiterfahrt nach Pazin führt uns an den Hügelstädtchen Pican und Grascisce vorbei, die jeweils einen herrlichen Ausblick auf das Ucka-Gebirge bieten. In Pican steigt ein kleiner, gelber Beifahrer zu, den wir kostenfrei bis Gracisce mitgenommen haben.
Schließlich kommen wir in Pazin an. Im Stadtzentrum tummeln sich nicht viele Menschen. Überwiegend Einheimische. Auf der Suche nach einer deutschen Tageszeitung werden wir an den Kiosken nicht fündig.
Die Tageshöchsttemperatur lag heute bei 16 Grad bei starkem Wind. In einer Konoba berichtet uns ein Einheimischer, dass das windige Wetter nun schon 7 Tage anhalte, was ungewöhnlich lange sei.


 



 

4. Tag (Di, 19.10.2010)

Der Himmel ist leicht bewölkt und es ist windig, nein stürmisch. Unser Vermieter erzählt, dass dies nun die Bura sei und empfiehlt uns einige windgeschützte Buchten in der näheren Umgebung.
Wir beschließen, an die Westküste zu fahren. Nach ca. 45 Minuten (ca. 60 km) ist Rovinj über Landstraßen erreicht. Eine wirklich sehenswerte Stadt mit deutschen Tageszeitungen. Leicht auszumalen, was hier in der Hochsaison los ist. Zu dieser Jahreszeit sind nur wenige Touristen unterwegs und die engen Gässchen nicht überfüllt. Zudem weht hier derzeit allenfalls ein Lüftchen. T-Shirt-Wetter bei ca. 20 Grad. Wir bleiben bis zum Sonnenuntergang.


 



 

5. Tag (Mi, 20.10.2010)

Es ist windstill. Am Himmel nur wenige Wolken und kleine Fischerboote tummeln sich auf dem Meer. Wir nehmen die Fähre von Brestova nach Porozina auf die Insel Cres. Das sind 8 Kilometer, was vom Balkon aus nicht so weit wirkt.
Nach ca. 15 Kilometern ab Porozina erreichen wir einen ersten Aussichtsplatz mit herrlichem Blick auf die Insel Krk auf der einen und der Ostküste Istriens auf der anderen Seite bevor nach ca. 25 Kilometern die Stadt Cres erreicht ist. Ein Gewitter kündigt sich von Norden an und entlädt sich binnen einer Stunde. Danach ist es wieder fast wolkenlos.
Unser nächster Halt führt uns über enge, teils steile Straßen nach Lubenice, welches 378 Meter über dem Meer liegt mit Blick auf die Kvarner Bucht. Etwas unterhalb findet sich ein verlassener Campingplatz.
Auf der Rückfahrt machen wir noch einen Halt in Beli mit einem Reservat für Gänsegeier. Unterhalb von Beli befindet sich ein Kiesstrand, der um diese Jahreszeit ziemlich verlassen aussieht. Wir begegnen nur einem Fischer.
Bei Dunkelheit nehmen wir um 19 Uhr die letzte Fähre aufs Festland.


 



 

6. Tag (Do, 21.10.2010)

Keine Wolke am Himmel, das Meer ist ruhig, die Sonne strahlt. Und für heute war laut 7-Tages-Prognose eines Internetdienstes vom 15.10. das schlechteste Wetter mit Starkregen und Sturmböen angesagt… Im Norden lassen sich – zwar mit etwas Trübe – die Stadt Rijeka und das dahinter liegende Gebirge gut erkennen.
Wir begeben uns auf den Weg zu einer kleinen Bucht, die unterhalb unseres Ferienortes Nacinovici liegt. Auf einem zunächst asphaltierten Fußweg erreichen wir das Meer über einen schmalen, steilen Pfad durch den Wald. Die hierfür benötigten 20 Minuten Fußweg sollten sich bei der Rückkehr gegen Abend vervielfachen. Aber es hat sich gelohnt. In der kleinen Bucht ist sonst niemand. Zumindest keine Menschen und Rent-a-Boat Touristen konnten wir um diese Jahreszeit auch noch nicht erblicken. Lediglich ein einheimischer Fischer fährt vorbei und lädt zu einem kurzen, freundlichen Gespräch von Festland zu Boot ein. Zeichensprache ist international. Später begegnen wir noch unserem Vermieter, der sich an der Küste dem Felsenjoggen widmet. Im Wald und auch an der Küste sehen wir etliche Gottesanbeterinnen.
Wir sind am Meer. Also steht nun ein Wassertest an. Warmes Badewasser ist etwas anderes. Aber nach einer ersten Überwindung lässt es sich gut schwimmen. Zumindest solange noch Sonnenstrahlen in die Bucht dringen. Die maximale Tagestemperatur pendelt sich so bei 15/16 Grad ein.


 



 

7. Tag (Fr, 22.10.2010)

Für was gibt es eigentlich Wettervorhersagen? Hier ist kein stark bewölkter Himmel. Im Gegenteil. Die paar Wölkchen lassen sich an einer Hand abzählen.
Wir fahren nach Duga Luka, südlich von Rabac. Oben angekommen zeigt sich auf der einen Seite die Bucht Uvala Prklog und auf der anderen die herrliche Küste mit zerklüfteten Klippen. Eine Badebucht ist von oben nicht auszumachen. Während des Aufenthaltes begegnet uns eine ältere Frau mit zwei Kindern, sie erklärt uns ohne Nachfrage (wir scheinen wohl suchend auszusehen) einen Weg zu einer Bucht.
Wie fahren los. Anfangs sah alles nach einem gut befahren Weg aus. Bei einer Gabelung entscheiden wir uns für den rechten Weg. Nun begann ein steiler Schotterweg mit tiefen Rillen, entstanden durch herabfließendes Wasser bei Regen. Irgendwie packt uns ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken diesen Weg wieder nach oben fahren zu müssen. Unten zeigt sich ein herrliches Stück Küste mit Pinienbäumen. Die Badebucht liegt allerdings auf der anderen Seite, also hätte der Weg nach links genommen werden müssen. Nach einer kleinen Weile setzen wir uns ins Auto und fahren den Weg zurück, in Richtung Badebucht. Wider erwartend lässt es sich gut zurückfahren.
In dieser schönen Bucht verbringen wir den Rest des Tages mit Fotografieren, einem kurzen Bad und dem Retten von zwei Seegurken und drei Seesternen, die aus nicht bekannten Gründen in die Bucht gestrandet sind. Zwei Seesterne waren bereits verendet. Wie die Tiere in die höher gelegenen Pfützen der Bucht gelangt sind, bleibt uns ein Rätsel.
Nach einigen Stunden stellt sich bei uns der Hunger ein. Wir fahren zurück nach Rabac und finden ein noch offenes Lokal. Viele Konobas haben bereits geschlossen und die Promenade ist im Gegensatz zum Sommer nahezu menschenleer. Hier tummeln sich überwiegend Zeitgenossen, die noch älter sind als wir.
Um 19:30 Uhr finden wir uns in unserer Unterkunft wieder ein. Unser Vermieter klopft mit einer Flasche Melize und drei Gläsern an unsere Tür. Ein Abend mit Schach und diesem hochprozentigen Wein – oder ist es doch Likör? - findet so seinen Ausklang.


 



 

8. Tag (Sa, 23.10.2010)

Der Himmel ist wolkenverhangen. Heute haben wir uns entschlossen die Küste in nördlicher Richtung zu fahren. Unser Weg führt uns zunächst nach Moscenicka Draga, ein kleines Städtchen an der Küste, welches im Sommer von Touristen ebenfalls überlaufen sein wird. In einer kleinen Kneipe am Kai sitzen die Einheimischen und schauen aufs Meer und lassen den Tag an sich vorbeiziehen. Man spürt die Gelassenheit, die Ruhe nach dem regen Sommerbetrieb. Natürlich sind wir hier nicht die einzigen Touristen. Die, die wir sehen, schlendern am Strand oder sitzen in einem Kaffee im Städtchen.
Wir machen einen Abstecher ins Ucka-Gebirge zu dem Örtchen Sveta Jelena für einen Fotostopp. Ein um diese Jahreszeit wirklich verlassener Ort.
Den Abschluss bildet ein Besuch im Touristenort Lovran. Wie in Moscenicka Draga sind nur wenige Touristen unterwegs, die am angelegten Kiesstrand spazieren gehen oder sich im Angeln üben. Nach Sonnenuntergang machen wir uns auf den Rückweg, um in unserem Domizil Schuhsohlen zu speisen. Die Zubereitung von heimischem Lammfleisch muss noch geübt werden…


 



 

9. Tag (So, 24.10.2010)

Der Tag der Abreise. Am frühen Morgen regnet es und die Insel Cres ist kaum zu erkennen. Nachdem es wieder etwas aufgeklart ist, verlassen wir Nacinovici um 11 Uhr nicht ohne Wehmut. Die Autobahnen in Slowenien und Österreich sind wie leergefegt. Nach einem Stopp in Slowenien erreichen wir nach 10,5 Stunden gemütlicher Fahrt Freigericht.


 



 

Ein kleines Fazit:

Nacinovici
ist ein sehr ruhiger Ort mitten im Grünen. Weder von der Fähre ab Brestova noch vom Steinkohlekraftwerk in Plomin gehen irgendwelche Beeinträchtigungen aus. Es ist einfach nur ruhig. Die Ferienwohnungen sind in dieser Jahreszeit kaum belegt. Ein Bild, das sich auch in den sogenannten Touristenmetropolen zeigt: Keine Hektik, kein Gedränge wie dies häufig in der Hochsaison der Fall ist. Die Menschen sind aufgeschlossen, freundlich, hilfsbereit und suchen teils das Gespräch. Sie wirken wesentlicher entspannter als im Sommer und es gibt noch viel zu entdecken ...